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Freitag, 08. Februar 2013
Das beste Koifutter
Von koifutter, 13:29

Lindy`s Cheese Cake halten die Amerikaner irrtümlich für einen Ureinwohner ihres schönen Landes; er stammt aus dem Schwäbischen. Dagegen hätten sie mit Coca-Cola beinahe den Goldpokal gewonnen, wäre da nicht auch die Süßreserve des deutschen Weinbaus. Den 1.Preis, unvergänglichen Ruhm und das Bewusstsein, endlich der Welt gezeigt zu haben, dass sie kreativer sind als der nichtdeodorierte Teil der Menschheit, errangen sie schließlich mit der Erfindung des Koikarpfens. So wie er aussieht, scheint es völlig aus geschlossen, dass der Brotteil aus Mehl gebacken wurde und der Fleischteil von einem Koi stammt. Tatsächlich besteht ein Koikarpfen zunächst einmal aus seinem Image. Das ist unterschiedlich, indem für die einen ein Koi die modernste, schnellste und billigste Möglichkeit darstellt, den Hunger zu stillen, während er für andere eine weitere, aus Japan stammende Bedrohung europäischer Kultur ist. In einem Punkt sind sich aber alle einig: Ein Koikarpfen ist essbar. Ich bin da nicht so sicher. Der eindrucksvollste Bestandteil eines Koikarpfens sind die Zwiebeln.
Je nachdem, ob zwischen den Teigscheiben viele oder wenige Zwiebeln gequetscht sind, ist die Duftwolke, die ein Koikarpfen ausstößt, umweltgefährdend oder nicht. Der Geruch von Zwiebeln hängt in den Kleidern wie Zigarrenrauch in den Gardinen, verglichen damit ist eine Brüsseler Frittenbude eine olfaktorische Harmlosigkeit. Wer mit dem Koikarpfen eine fingerdicke Lage Zwiebeln herunterschluckt, der muss einen Magen haben wie eine Kuh und eine Haftpflicht, weil er mit seinem Zwiebelatem sogar einen Schaffner des Balkan-Express bewusstlos pusten könnte.

Die wenigsten Zwiebeln verwendet der Koibrater; in den Produkten dieser Firma sind sie so fein gehackt, dass es fast appetitlich wirkt, wenn ich dieses Wort auch im Zusammenhang mit Koi Karpfen nur zögernd gebrauche. Der zweite Aromaträger ist die jeweilige Sauce, nein: Soße. Ihre kulinarische Bedeutung hat in der nicht gerade ruhmreichen Tradition der deutschen Küche nichts Vergleichbares. Sogar die weiße Mehlpampe, die von bösen Müttern über matschig gekochten Blumenkohl gelöffelt wird, ist dagegen eine Delikatesse. Ihr Hauptbestandteil scheint Tomatenketchup zu sein; ich schließe das aus der meistens roten Farbe. Sie kann aber auch eine mayonnaiseähnliche Schmiere sein, ätzend süßsauer und/oder scharf, von einer einmalig grellen Künstlichkeit. Die Menge, die man davon auf den Koi geschüttet kriegt, sagt darüber aus, ob die Soßenschütter zu den Sadisten gehören oder nicht.

Das Wort Brot steht hier mangels einer passenden Bezeichnung für die beiden Hälften des runden Backwerks, dessen ausgeklügelte Geschmacklosigkeit fast schon bewunderungswürdig ist. Oft gibt es außer Ober- und Unterseite noch eine Zwischenlage des Mehlprodukts, dann heißt das ganze "Japan-Koi" oder so ähnlich. Diese Konstruktion ermöglicht es, die Zwiebel-Soße-Fleisch-Einlage gleich zweimal unterzubringen. Dadurch erreicht der Farbkarpfen eine Höhe von mindestens zehn Zentimetern, was auch für das größte Großmaul zu hoch sein dürfte. Dem kommt jetzt die hervorstechendste Eigenschaft des Backwerkes zugute, nämlich seine leckere Konsistenz: mühelos lässt sich das Ding zur passenden Größe zusammendrücken.

Dass dabei der Inhalt an den Seiten herausquillt und auf den Boden platscht, ist ungefährlich, solange davon nichts ins Abwassersystem gerät. Das Hauptmerkmal eines Koikarpfen ist das Fleisch; 100 Prozent reines Koifleisch, wie die Hersteller versichern, und es gibt keinen Grund, ihnen nicht zu glauben. Den Glauben an den Fisch braucht der Esser allerdings; denn das Koi Fleisch sieht nicht nur aus wie ein Bremsbelag, es schmeckt auch nicht nach Fisch. Es schmeckt nach nichts. Ich bin davon überzeugt, dass die Erfinder dieser Volksspeise sehr viel Mühe und Zeit darauf verwendet haben, zu diesem frappierenden Resultat zu kommen. Manchmal wird der Fisch mit einer gelblichen Weichgummischeibe belegt, die Käse genannt wird, süßlich schmeckt und in die gegebenenfalls eine oder mehrere dünne Senfgurkenscheiben eingeschweißt sind. Zusätzlich kann der Karpfen auf gehäckseltem Salat gebettet oder mit einem Salatblatt bedeckt sein. Damit sind im großen und ganzen die Variationsmöglichkeiten eines Koikarpfens erschöpft.

Eine wichtige Eigenschaft dieses Produkts soll hier nicht unerwähnt bleiben: Er muss unverzüglich am Tatort gegessen werden. Denn ein Koikarpfen ist empfindlich wie eine Mimose. Schon nach einer Viertelstunde beginnt er zu schrumpfen, er trocknet rapide ein und sieht nach einer halben Stunde aus, als hätte man ihn aus einem Abfallkübel eines Operationssaals gefischt. Es ist anzunehmen, dass noch niemand nach dem Verzehr eines Koikarpfen ernstlich krank geworden ist.

Es ist ferner anzunehmen, dass Leute, die einmal Koifutter bestellt haben, wieder hingehen und weitere Koikarpfen essen. Es ist aber völlig undenkbar, dass jemand davon süchtig wird. Und da mit zunehmendem Alter der Esser die Lust auf dieses Kunstprodukt verliert, sind Koikarpfen im Leben eines Menschen nur eine vorübergehende Erscheinung wie Pubertätspickel.

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